Abend ist neuer Hotspot – so hat sich unser Online-Shopping-Verhalten verändert

Laut einer Untersuchung von Digitec Galaxus entfällt mittlerweile der Grossteil der Bestellungen auf den Abend. Vor einigen Jahren war das noch ganz anders. Ist wirklich der stressige Alltag schuld?
Die Schweizer Onlineshopping-Gewohnheiten verändern sich. Laut einer Auswertung von Digitec Galaxus wurde 2024 nach Feierabend am meisten bestellt: 7,2 Prozent aller Bestellungen gingen zwischen 21 und 22 Uhr ein.
Noch vor wenigen Jahren sah die Statistik ganz anders aus: 2020 bestellten die Leute ihre Batterien und Kopfhörer am liebsten während der Arbeitszeit, vor der Mittagspause und vor Feierabend.

«Statt bei der Arbeit shoppen wir heute vor dem Schlafen», fasst Hendrik Blijdenstein, Chief Commercial Officer bei Galaxus und Digitec, zusammen. Eine Ausnahme bildet das Tessin: Hier wird weiterhin hauptsächlich während der Arbeitszeit bestellt – und sonst fast gar nicht.
Digitec Galaxus nennt zwei Hauptgründe für den Wandel. Zum einen wurde der Bestellschluss verlängert. Wer bist 20:59 Uhr einkauft, erhält sein Päckli in der Regel schon am nächsten Tag.
Zum anderen beeinflusst gemäss dem Onlinehändler auch ein stressiger Arbeitsalltag das Einkaufsverhalten der Kundinnen und Kunden. «Mancher kommt erst abends zur Ruhe, und mit dem Smartphone auf der Couch ist der Einkauf nebenbei schnell erledigt», so Blijdenstein. Die Statistik zeigt: Im August 2024 wurde erstmals mehr per Smartphone (50 Prozent) als am Computer (48 Prozent) eingekauft. Stabile zwei Prozent shoppen mit dem Tablet.

Grafik: watson.ch Quelle: Digitec Galaxus
Einkaufen als Belohnung
Obwohl wir glauben, aus rationalen Gründen einzukaufen, läuft der Entscheidungsprozess häufig unbewusst ab. Unsere Emotionen sind oft der wahre Auslöser, warum die Duftkerze im Warenkorb landet.
Durch die Messung von Gehirnströmen lässt sich zeigen, wie Shopping positive Gefühle fördert. Bereits die blosse Erwartung eines Kaufs führt im Belohnungszentrum des Gehirns zur Freisetzung von Dopamin – einem Botenstoff, der ein kurzfristiges Hochgefühl auslöst. Ähnlich wie beim Konsum von Alkohol oder beim Sex.
Kaufen verschafft uns also eine positive Stimmung. Ist unser Alltag wirklich so belastend, dass wir uns jeden Abend mit einem Dopamin-Kick belohnen müssen?
Wird das Einkaufen zu einem Kompensationsmechanismus, kann das zu einer Kaufsucht führen. Wenn nach einem Kauf Schuldgefühle, Scham, Traurigkeit oder innere Leere auftreten, könnte dies ein Hinweis sein.
Laut dem Bundesamt für Statistik waren 2020 etwa 4,8 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer kaufsüchtig.
Quelle: https://www.watson.ch/wirtschaft/leben/781998175-online-shopping-2024-schweiz-shoppt-vermehrt-am-abend-nach-der-arbeit