Nach Jelmoli-Aus – stirbt die Shoppingmeile?

Darum gehts
- Mit Jelmoli schliesst das nächste Traditionsgeschäft an der Bahnhofstrasse.
- Wie sieht die Zukunft der Shopping-Meilen aus?
- Wird es an den Toplagen nur noch Shops der internationalen Ketten geben?
Mit Jelmoli verschwindet nächstes Jahr ein weiteres Traditionsgeschäft an Zürichs Toplage. Erst 2020 schloss auch das Manor-Warenhaus an der Bahnhofstrasse.
Jelmoli-Besitzerin Swiss Prime Site (SPS) wandelt das Kult-Gebäude (siehe Bildstrecke) um. Oben wird es Büros geben, im Erd- und Untergeschoss eingemietete Händler.
Was bedeutet das fürs Shopping in den Schweizer Städten? 20 Minuten beantwortet die wichtigsten Fragen.
Können Warenhäuser an Toplagen noch bestehen?
Ein Warenhaus in dieser Grösse könne langfristig nicht überleben, sagt René Zahnd, CEO von Jelmoli-Besitzerin SPS, zur «Handelszeitung». Jelmoli habe jahrelang Verluste geschrieben. Die Miete habe seit Jahren unverändert 27 Millionen Franken betragen. Alle Immobilienbesitzer rundum hätten die Mieten erhöht. Nach dem Jelmoli-Aus wolle nun auch SPS höhere Mieten verlangen.

Sterben nun Shopping-Meilen wie die Bahnhofstrasse?
Nein, aber das Angebot werde kleiner, sagt Christian Huldi, Studiengangsleiter des CAS Customer Experience Management an der HWZ, zu 20 Minuten. Läden wird es laut Huldi meist nur noch im Erd- und Untergeschoss geben und in den oberen Etagen Büros: «Der Trend geht zur kleinen Verkaufsfläche.» Auch die Migros und Ikea planten nun eher kleinere Läden.
Wird es an den Toplagen nur noch Shops der internationalen Ketten geben wie in vielen Städten im Ausland?
Danach sieht es aus. «Die Gefahr besteht leider», sagt Huldi. Allerdings: «Wenigstens haben wir in der Schweiz noch die diversen Uhrenläden an den attraktivsten Lagen.»
Die internationalen Shops sind meist Anbieter von Luxusartikeln. Was bedeutet das für Normalverdienende?
Huldi verweist auf die langen Schlangen an der Bahnhofstrasse: «Betrachtet man diese, so geht der Trend in Richtung Demokratisierung ausgewählter Luxusmarken.»

Was bedeutet es für die Vielfalt, wenn überall ähnliche Läden sind? Wo gibt es noch Spezialitäten?
Die Gefahr des Einheitsbreis ist laut Huldi gross. Aber: «Ich bin überzeugt, dass einzigartige Konzepte eine goldene Zukunft haben. Ein gutes Beispiel dafür ist Transa.»
Das Warenhaus in der Innenstadt gehört zu unserer Shopping-Erfahrung. Wie sieht der Shopping-Trip 2030 aus?
Der Shopping-Trip der Zukunft wird laut Huldi über alle Kanäle ablaufen – im Laden, im Onlineshop und auch im Metaverse. «Ich bin aber überzeugt, dass das physische Erlebnis nie ganz aussterben wird», so Huldi.
Märlitram bleibt bestehen
Trotz dem Aus von Jelmoli im nächsten Jahr soll es auch in Zukunft noch das Jelmoli-Märlitram geben. Mladen Tomic, Kommunikationsverantwortlicher der Immobilienbesitzerin des Jelmoli-Warenhauses Swiss Prime Site, sagt auf Anfrage: «Das Märlitram wird unverändert auch die nächsten Jahre weiterfahren.» Die Swiss Prime Site werde die weihnachtliche Rundfahrt weiterhin sponsern.