Wie entwickeln sich Einkaufszentren in der Schweiz angesichts des wachsenden Online-Handels? Welche Strategien sind notwendig, um Kunden und Mieter langfristig zu begeistern?
Im Interview mit Barbara Aebersold, Geschäftsleitung; Shopping Center Herblingertal AG, werfen wir einen Blick hinter die Kulissen.
ShoppingMAG: Können Sie uns einen Überblick über Ihr Shoppingcenter geben und die einzigartigen Merkmale erläutern, die es von anderen Einkaufszentren in der Schweiz unterscheiden?
Barbara Aebersold: Unser Shoppingcenter ist ein mittelgrosses Einkaufszentrum, das seit 1979 besteht und in der Region Schaffhausen gut etabliert ist. Die Grösse des Zentrums entspricht dem lokalen Bedarf an Verkaufsfläche. Durch die geografische Nähe zur Landesgrenze ergeben sich sowohl Vorteile als auch Herausforderungen.
ShoppingMAG: Wie hat sich Ihrer Meinung nach das Einkaufsverhalten der Konsumenten in der Schweiz in den letzten Jahren verändert, und wie hat sich das auf Ihr Shoppingcenter ausgewirkt?
Barbara Aebersold: Der Trend zum Online-Shopping hat deutlich zugenommen. Konsumenten besuchen Einkaufszentren zunehmend nicht nur zum Einkaufen, sondern auch, um Erlebnisse zu haben, sich zu informieren oder Inspirationen für ihre Kaufentscheidungen zu sammeln.
ShoppingMAG: Welche Strategien verfolgen Sie, um Ihr Shoppingcenter für potenzielle Mieter und Besucher attraktiv zu halten, insbesondere angesichts des wachsenden Online-Handels?
Barbara Aebersold: Ein ausgewogener Mietermix, der Shopping und Freizeit kombiniert, ist essenziell. Unser Ziel ist es, den Kunden ein vielseitiges Angebot zu bieten, das Einkaufserlebnis mit gastronomischen und unterhaltenden Elementen zu ergänzen und so einen Mehrwert gegenüber dem reinen Online-Handel zu schaffen.
ShoppingMAG: Inwiefern haben sich die Bedürfnisse und Erwartungen der Mieter in Ihrem Shoppingcenter in den letzten Jahren verändert, und wie unterstützen Sie diese bei der Erreichung ihrer Ziele?
Barbara Aebersold: Der Bedarf an grossen Verkaufsflächen ist rückläufig. Wir reagieren darauf mit flexibleren Flächenkonzepten und einer gezielten Anpassung des Angebots. Zudem zeigen wir uns bei der Mietzinsgestaltung flexibel, um individuellen Bedürfnissen gerecht zu werden.
ShoppingMAG: Wie gehen Sie mit den Herausforderungen im Einzelhandel um, insbesondere in Bezug auf steigende Mieten, den Fachkräftemangel und die sich verändernden Kundenpräferenzen?
Barbara Aebersold: Flexibilität und Innovationskraft sind entscheidend. Wir setzen verstärkt auf kleinere Start-ups und familiengeführte Nischenbetriebe, um uns von anderen Einkaufszentren abzuheben. Diese Unternehmen bringen oft eine hohe Motivation und ein einzigartiges Angebot mit.
ShoppingMAG: Welche Rolle spielt die Digitalisierung in Ihrem Shoppingcenter, und welche Massnahmen ergreifen Sie, um ein nahtloses Omnichannel-Erlebnis für Ihre Besucher zu schaffen?
Barbara Aebersold: Als Vermieter agieren wir hier vor allem im Hintergrund, während unsere Mieter ihre digitalen Strategien eigenständig umsetzen. Wir nutzen jedoch moderne Technologien in der Immobilienbewirtschaftung und setzen auf digitale Kommunikationskanäle zur Kundeninformation.
ShoppingMAG: Wie tragen Events, Promotionen und andere Aktivitäten dazu bei, die Kundenbindung in Ihrem Shoppingcenter zu stärken, und welche besonderen Veranstaltungen planen Sie, um die Besucheranzahl zu steigern?
Barbara Aebersold: Marketingmassnahmen werden durch die Mietervereinigung koordiniert. Ergänzend dazu nutzen wir unsere grosszügige Mallfläche für wechselnde Verkaufsstände, Promotionsaktionen und Informationsveranstaltungen, um das Einkaufserlebnis abwechslungsreich zu gestalten.
ShoppingMAG: Inwieweit sind Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit in der Entwicklung und im Betrieb Ihres Shoppingcenters von Bedeutung, und welche Initiativen setzen Sie in diesem Bereich um?
Barbara Aebersold: Im Rahmen der Revitalisierung unseres Centers im Jahr 2018 wurden umfassende Nachhaltigkeitsmassnahmen umgesetzt. Dazu gehören die Verwendung nachhaltiger Baumaterialien, der Einsatz energieeffizienter Wärmepumpen und Lüftungsanlagen sowie die Installation einer Photovoltaikanlage, die einen Grossteil des Strombedarfs deckt und günstig an unsere Mieter weitergegeben wird.
Zusätzlich haben wir auf dem Gelände Lebensräume für Wildbienen geschaffen und informieren auf einer grossen, illustrierten Wandfläche über Nachhaltigkeitsthemen. Dort können Schulklassen ihre Projekte zu Umwelt- und Naturschutzthemen präsentieren. In der Mall zeigt ein Monitor in Echtzeit Daten zur Stromproduktion unserer PV-Anlage, zum CO2-Einsparpotenzial und zum aktuellen Verbrauch.
ShoppingMAG: Wie schätzen Sie die Zukunft des stationären Einzelhandels in der Schweiz ein, und wie positionieren Sie Ihr Shoppingcenter, um den sich verändernden Marktbedingungen gerecht zu werden?
Barbara Aebersold: Wir setzen verstärkt auf alternative Besuchermagnete und Nischenangebote, um neue Kundensegmente zu erschliessen. Ein Beispiel dafür ist die geplante Eröffnung eines Schnellimbissrestaurants mit Drive-Thru noch in diesem Jahr.
ShoppingMAG: Gibt es neue Entwicklungen oder Projekte, an denen Ihr Shoppingcenter derzeit arbeitet, die Sie gerne teilen würden?
Barbara Aebersold: Zusätzlich zur bereits erwähnten gastronomischen Erweiterung befinden wir uns aktuell in der glücklichen Lage, alle Mietflächen langfristig vermietet zu haben. Daher sind momentan keine weiteren grossen Projekte geplant.
Wir bedanken uns herzlich für Ihre Zeit und die spannenden Einblicke.
ShoppingMAG
